Podcast Folge 3 – Interview mit Herrn Pongratz von der Schulte-Schlagbaum AG

In der dritten Folge des T6 Podcasts sprechen Peter Pongratz, Vorstand der Schulte-Schlagbaum AG, und Arne Farwick über aktuelle Trends der Branche und die Innovationskraft des Mittelstands. Inwiefern verändern Trends den Markt und welche Rolle spielt die Zusammenarbeit der T6 im Rahmen dessen? Wie steht es um das Marketing in der Schulte-Schlagbaum AG und welche Themen werden für das Unternehmen in den nächsten Jahren von besonderer Relevanz sein? All dies erfahren Sie in dieser Folge des T6-Podcasts.

Über Peter Pongratz und die Schulte-Schlagbaum AG

Peter Pongratz ist bereits seit über 25 Jahren in der Bauzulieferindustrie tätig und seit 2014 Vorstand der Schulte-Schlagbaum AG in Velbert. Vor allem begeistert durch die spannenden Aufgaben und die Kapitalmarktorientierung stieg er vor mehr als 6 Jahren in das westfälische Unternehmen ein. Er selbst beschreibt die Firmenkonstellation als hochspannend und vielfältig. Die verschiedenen Bereiche des Unternehmens, von der Einsteckschloss-Produktion bis hin zu Systemhäusern, ergänzen und befähigen sich. Er stellt dabei heraus, dass vor allem die langfristige Vision und Zusammenarbeit mit Kunden und Partner sowie die Erhaltung der Werte eines Familienunternehmens trotz Kapitalmarktorientierung zu den Erfolgsfaktoren zählen.

Markt-Konsolidierungen in der Branche

Die Schulte-Schlagbaum AG zählt zu den bekanntesten Herstellern für Schloss- & Schließsysteme in Deutschland. Eine Branche mit Tradition und Historie. Doch auch diese Branche wird mit Veränderungen und Wandel konfrontiert.

Laut Pongratz ist vor allem eine Konsolidierung unterschiedlicher Firmen am Markt zu erkennen. Dies gilt nicht nur für die großen Player, wie etwa den Zusammenschluss von Dorma und Kaba zur Hauptmarke dormakaba. Auch innerhalb der T6-Gruppe wird diese Entwicklung sichtbar. Dies zeigt sich u.a. in dem Zusammenschluss von DENI und OGRO sowie dem Zukauf der sächsische Schlossfabrik zur Schulte-Schlagbaum Gruppe. Für Pongratz ist der Trend eindeutig – kleinere Firmen gewinnen an Größe sowie Professionalität und streben gleichermaßen eine bessere bzw. veränderte Positionierung am Markt an als noch vor Jahren.

Das Novum – die digitale Transformation

Neben Zusammenschlüssen am Markt wirkt sich aber vor allem auch die zunehmende Digitalisierung auf die historisch geprägte Branche aus. Zwar ist die digitale Transformation in allen Branchen Thema, besonders in Beschlags- und Schließtechnik Branche stellt die Digitalisierung laut Pongratz jedoch ein Novum mit großen Potenzialen dar.

Die Branche der Schlösser und Beschlagsysteme befindet sich im Transformationsprozess - weg vom Produktverkauf hin zum Lösungsvertrieb-/-anbieter. Das Produkt wird in den Hintergrund gestellt und die Lösung nach vorne transportiert. Die zunehmende Digitalisierung ermöglicht es der Branche das Produktsortiment auf ein neues Niveau anzuheben. Hierbei gilt es die richtigen Technologien (Bluetooth, NFC, RFID, etc.) für die Unternehmen nutzbar zu machen und zu realisieren, um intelligente Produkte in die Gebäudeleittechnik integrieren zu können. Der Wandel eröffnet Chancen, birgt jedoch auch Herausforderungen. Diesen begegnet die Schulte-Schlagbau AG mit entsprechender Innovationskraft.

Tradition, Innovation und Digitalisierung – wie passt das zusammen?

Die Schulte-Schlagbaum AG vertreibt als mittelständisches Traditionsunternehmen seit 1833 vermeintlich einfache mechanische Produkte. Wie passt dies mit Innovationskraft und digitalem Wandel zusammen? Lässt sich dies vereinen?

Pongratz bestätigt, dass dies unbedingt zusammengehört. Der erste Blick auf das Produkt täuscht. Es handelt sich um mechanische Produkte, welche ein lebenslang funktionstüchtig sind. Ein jahrhundertaltes Produkt, welches sich (ohne grobe Beschädigung) ein ganzes Leben hält. Hinzukommt, dass die Unternehmen der T6-Gruppe es auch heute noch schaffen solch hochwertigen Produkte in Deutschland bzw. der Schweiz zu produzieren und am Markt umzusetzen. Der Produktlebenszyklus und die Produktion vor Ort stellen seiner Meinung nach eine Seltenheit auf heutigen Märkten dar – eine Innovation.

Die Unternehmen ruhen sich darauf jedoch nicht aus. So ist es der Schulte-Schlagbaum AG über die letzten Jahre gelungen Technologien zu nutzen, um den, auf den ersten Blick simplen, Produkten Intelligenz einzuhauchen. Eine neue Generation des Einsteckschlosses. Neue Produktlösungen entstehen. Elektronische Schließsysteme verzeichnen einen uneingeschränkten Zuwachs – national und international. Die Covid-19-Pandemie sieht Pongratz in diesem Zusammenhang als Beschleuniger. Der Markt fordert mehr denn je berührungslose Möglichkeiten hinsichtlich des Zutritts und Zugriffs. Elektronische Schließsysteme ermöglichen dies und stellen eine Entwicklung der Zukunft dar. Dafür gilt es die technische Infrastruktur stets weiterzuentwickeln und den technologischen Möglichkeiten des Marktes anzupassen. Pongratz berichtet, dass die Digitalisierung und Gebäudeautomation in den vergangenen Jahren einen bedeutenden Schub in Richtung Smart Commercial Buildings (Cube Berlin) erfahren haben. Es sind nicht mehr nur die Lage und Architektur entscheidend, auch die Nutzungsmöglichkeiten und Produktivität des Gebäudes gewinnen an Bedeutung. Gebäude definieren sich über Vernetzungsgrad und Software und stellen damit gänzlich neue Anforderungen an die Zulieferer und damit verschiedenste Industrien.

Die Rolle des Marketings

Zu den neuen Anforderungen zählt auch das Marketing. Die Schulte-Schlagbaum AG hat laut Pongratz in Vergangenheit wenig Marketing nach außen betrieben. Für das Produkt des Einsteckschlosses war dieses in der Firma so gut wie kein Thema. Die Belieferung der Türenindustrie war gesichert und auch ein Label – der Gedanke einer Markenbildung – war nicht vorhanden. Die Dynamik und Veränderung des Marktumfelds haben, mit der Covid-19-Pandemie als Beschleuniger, in den letzten Jahren jedoch einen Wandel initiiert. Über eine neue Webseite und Smart Access wird in der Schulte-Schlagbaum AG ein modernerer und kundenorientierter Auftritt forciert. Pongratz sieht in diesem Zusammenhang vor allem eine zunehmende Nutzung der sozialen Medien als Beschleuniger. So lassen sich bereits erste Anfragen und Leads aus diesen digitalen Bestrebungen heraus generieren.

Die Unternehmen der Industrie digitalisieren, sammeln Erfahrungen und erkennen zunehmend die hohe Dynamik und Potenziale.

Stärken des T6-Netzwerks

Vor allem im Hinblick auf diese Neuerungen und damit einhergehende Herausforderungen können die Unternehmen der T6-Gruppe von dem T6-Netzwerk profitieren. Die Kooperation ermöglicht es den mittelständischen Unternehmen ein gemeinschaftliches Angebot anzubieten, welches „alles rund um die Tür“ abdeckt und damit als Verbund auch international präsent ist. Die T6-Gruppe stellt somit ein tragfähiges Netzwerk dar, welches, trotz unterschiedlicher Wettbewerbssituationen, immer eine offene und faire Umgangsform erhält. Das gegenseitige Befähigen bringt einander voran und öffnet neue Möglichkeiten – wie auch jetzt die virtuelle Messe. Nur die Kraft sowie die persönliche und zwischenmenschlichen Dynamik der Gruppe ermöglicht dies.

Themen der Zukunft

Abschließend wollten wir von Herrn Pongratz wissen, welchen Themen er in den nächsten 5 Jahren eine besondere Relevanz zuspricht:

• Als kurzfristiges Ziel ordnet er ein gestärktes Hervorgehen aus der Corona-Krise ein. Dabei gilt es die Mitarbeiter abzuholen und weiterhin zu motivieren.
• Des Weiteren strebt er an, den eingeschlagenen Weg hinsichtlich Innovation und Entwicklung von smarten und digitalen Produkten in der Gruppe weiterzugehen und voranzutreiben. Vor allem das Multiplizieren von Techniktrends und die schnelle Adaptierung neuer Trends ordnet er als Wettbewerbsvorteil ein.
• Als drittes Kernthema gilt es den Transformationsprozess von Verkauf zu lösungsorientierten Produktvertrieb unbeirrt weiterzugehen.
• Pongratz stellt neben diesen Themen deutlich heraus, dass die Mitarbeiter die Erfolgsfaktoren des Unternehmens darstellen. Die Mitarbeiter im Unternehmen begeistern und an das Unternehmen binden zu können sowie neue Talente zu gewinnen, stellt er als besonders bedeutend heraus. Es lässt sich somit in allen Bereichen festhalten: Es geht immer um die Menschen. Kunde und Mitarbeiter treiben unsere Gesellschaft und den Wandel an. Es gilt auch in Zeiten der Covid-19-Pandemie den direkten Bezug und die Kommunikation zu Mitarbeitenden und Kunden hochzuhalten. Mit der virtuellen Messe gehen die Unternehmen der T6-Gruppe einen weiteren Schritt in diese Richtung und machen die Relevanz des Austauschs mit Kunden, Lieferanten und Geschäftspartnern deutlich.